Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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Die EVANGELISCHEN GEMEINDEN im Kreise Ohlau

Heinz Quester, Bonn-Duisdorf

Heimatblatt, Oktober 1974, S. 9-10

Aus Anlaß des 10. Ohlauer Heimattreffens veröffentlichte die seit 23 Jahren erscheinende Monatszeitschrift "Schlesischer Gottesfreund — Kirchliche Beiträge zu Ostfragen" in ihrer Mai-Ausgabe meinen Aufsatz über die evangelischen Gemeinden im Kreise Ohlau. Da leider wohl nur wenige Bezieher des Heimatblattes gleichzeitig Abonnent des "Schlesischen Gottesfreundes" sein werden, soll dieser Artikel nachstehend allen Lesern des Heimatblattes zur Kenntnis gebracht werden. Wer am Bezug des "Schlesischen Gottesfreundes" interessiert ist, kann die Zeitschrift bei der Geschäftsstelle des "Schlesischen Gottesfreundes", 24 Lübeck, Meesenring 15, bestellen. Das Jahresabonnement beträgt 18,—DM.

Über den Verbleib der im Aufsatz namentlich aufgeführten Pfarrer aus dem Kirchenkreis Ohlau ist folgendes bekannt.

Superintendent Karl Buschbeck ist in Hanau verstorben. Franz Groß (Mechwitz) war bereits am 7. 6. 1943 im Alter von 58 Jahren gestorben. Danach wirkte als Vertreterin Frau Vikarin Erika Kleinert, jetzt wohnhaft in 333 Helmstedt, Kirchstr. 2. Johannes Hartung (Peisterwitz) wird seit Juni 1944 im Osten vermißt. Richard Hartung (Markstädt) ist 1949 verstorben. Erwin Hennecke (Rosenhain) kam am 29. 9. 1945 auf der Flucht durch Unfall ums Leben. Hans Kleyer (Weigwitz) ist in Dortmund verstorben. Ernst Lorenz (Zedlitz) ist verstorben (?). Herbert Pfeil (Minken) ist im August 1944 in Rumänien gefallen. Walter Reigber (Groß-Peiskerau), 65 Jahre, wohnt in 3251 Weibeck über Hameln. Fritz Schmidt (Marschwitz), 71 Jahre, wohnt in 6368 Bad Vilbel-Heilsberg, Bodelschwingh-Straße 31. Martin Schmidt (Ohlau) kam am 15. 4. 1945 mit der ganzen Familie bei Magdeburg durch Bomben ums Leben. Karl Schneider (Gaulau) ist am 10. 1. 1943 im Osten gefallen. Lic. Paul Scholz (Wüstebriese) wird seit dem 5. 3. 1945 vermißt. Dr. Martin Seifert (Rattwitz) wohnt in 605 Offenbach/Main, Frauhohlwiesenweg 1. Karl-Heinz Wunderlich (Heidau), 63 Jahre, lebt in 3211 Eberholzen, Kreis Alfeld/Leine. Den toten Pfarrern gilt unser ehrendes Gedenken.

Pfarrer H. Kleyer hat im Jahrbuch für Schlesische Kirchengeschichte Band 52/1973 einen Artikel "Erlebtes Kriegsende in Weigwitz" veröffentlicht (Verlag "Unser Weg", Düsseldorf). Dieser Bericht umfaßt die Zeit von Ende Januar 1945 bis zur Vertreibung am 17. 6. 1946.

Vor 740 Jahren, nämlich 1234, erhielt Ohlau vom Piastenherzog Heinrich I., dem Gemahl der aus deutschem Fürstenhause stammenden und später heilig gesprochenen Hedwig, die Stadtrechte verliehen. Wenn man bei dieser Gelegenheit einen Blick zurückwirft, so sollte man in diese Rückschau auch die evangelischen Kirchen des Kreises Ohlau einbeziehen. Ich kann das allerdings nur mit der Hilfe zweier mir sehr lieb gewordenen Büchlein versuchen: Das eine wurde vom letzten Superintendenten des Kirchenkreises Ohlau, Karl Buschbeck, herausgegeben und trägt den Titel "Die evangelischen Kirchen und Gemeinden im Ohlauer Land" (Verlag "Unser Weg", Ulm; 1968), das andere ist die Neuauflage der "Festschrift zur Erinnerung an die Rückgabe unserer Pfarrkirche am 7. Dezember 1707" von Professor Dr. Schulz (Druck P. Neumann, Velen; 1962).

Die 86 politischen Gemeinden des Landkreises Ohlau hatten bei einer Gesamtfläche von 559 qkm im Jahre 1939 rund 53000 Einwohner. Über 30000 von ihnen waren evangelisch. Innerhalb des Landkreises Ohlau, dessen Grenzen übrigens mit denen des Kirchenkreises nicht voll übereinstimmten, gab es 17 evangelische Kirchengemeinden (in Klammern stehen dahinter die Namen der letzten Pfarrer dieser Gemeinden):

Doch nun zu den einzelnen Kirchengemeinden. Beginnen wir mit unserer gedanklichen Wanderung in Rattwitz und gehen dann, zunächst auf der rechten Oderseite verbleibend, im Uhrzeigersinn weiter.

Die Kirchengemeinde Rattwitz wurde erst 1888 gegründet, das Gotteshaus — ein Backsteinbau mit einem kräftigen Turm, der einen hohen, spitzen Helm trägt — 1894 eingeweiht.

Markstädt dagegen wurde mit seiner Kirche bereits 1389 erwähnt. 1534 zog dort, wie wohl in den meisten der damals bestehenden Kirchen im Kreise Ohlau, der erste evangelische Prediger ein. Da 1637 die Kirche abgebrannt war, wurde im Jahre 1660 die noch jetzt stehende Fachwerkkirche gebaut. Im 1771 errichteten neuen hohen Kirchturm hingen drei Glocken, deren größte 700 kg schwer war. Zur Kirchengemeinde zählten die Dörfer Beckern, Birksdorf, Daupe, Groß Eichau (früher Groß Dupine), Jeltsch, Neuvorwerk, Quallwitz, Hirschaue (früher Trattaschine) und Meleschwitz.

Die Kirche in Minken, 1870 errichtet war wegen ihrer Größe und ihres hohen viereckigen Turmes mit großem Spitz- und vier Ecktürmchen ein Stolz der Gemeinde. Zu der über 3000 Seelen zählenden Gemeinde gehörten die Dörfer Steindorf, Bischwitz und Rodeland.

Wir kommen nun nach Peisterwitz mit seiner ansehnlichen Fachwerkkirche auf dem Kirchberg, dem höchsten Punkt des größten Dorfes im Kreise Ohlau (3500 Einwohner). 1604 war erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt. Im Jahre 1778 soll eine Kirchengemeinde ihre alte Fachwerkkirche kostenlos angeboten haben und schrieb einen Wettbewerb aus. Diesen Wettbewerb hatten die Peisterwitzer gewonnen. Die Gemeindeglieder haben die Kirche am alten Standort abgetragen, auf ihre Wagen geladen und dann am schönsten Platz des Dorfes aufgebaut.

Wir verlassen die rechte Oderseite und erreichen das liebliche Kirchlein in Rosenhain, das—Anfang des 14. Jh. erbaut — zwischen hohen Bäumen eingebettet und von alten Grabsteinen umgeben ist. In dem kleinen Türmchen, das 1726 auf das Dach gebaut wurde, hingen zwei kleine Glocken. Rosenhain hatte mit 160 Morgen die größte Pfarrwidmut des Kreises. In die Rosenhainer Kirche kamen auch die evangelischen Bewohner von Deutschsteine.

Das steingebaute Kirchlein in Frauenhain, das ebenfalls bereits im 14. Jh. errichtet wurde, hat auf dem westlichen Dachfirst des Schiffes einen hübschen Dachreiter. Die Kirche besaß einen wertvollen alten Altar aus der vorreformatorischen Zeit und einen Taufengel. Zur Kirchengemeinde zählten Hennersdorf und Klein Jenkwitz.

Heidau hatte die älteste Kirche im Kreise Ohlau. Das 1303 erwähnte Kirchlein war ursprünglich eine Sühnekapelle oder eine heidnische Kultstätte. Sie gehörte zu den eigenartigsten Kirchenbauwerken Schlesiens. Der älteste Teil mit steilem Dach, auf dessen westlicher Spitze ein zierliches Türmchen steht, ragt hoch über dem später angebauten schlichten Fachwerkbau empor.

Hünern war mit 192 Gemeindegliedern die kleinste Kirchengemeinde des Kreises Ohlau. Das Gotteshaus ist bereits 1345 erwähnt. 1667 wurde auf dem von hohen Bäumen überschatteten Friedhof die jetzige Kirche im Fachwerkstil errichtet. Der gedrungen wirkende Holzturm war dem westlichen Giebel vorgestellt.

Die mit 450 Seelen aus 8 Dörfern zu den kleinsten Kirchengemeinden zählende Gemeinde Mechwitz besaß ein stattliches, ganz aus Stein gebautes Gotteshaus. An den ältesten Bau, den Altarraum und die Sakristei, wurde 1881 das heutige Kirchenschiff mit mehreren Spitzbogenfenstern und der spitze Turm angebaut. Bereits 1361 war eine Kirche in Mechwitz erwähnt.

Das bereits 1315 erwähnte, fest aus Ziegel und Stein gebaute Gotteshaus in Gaulau erhielt 1888 anstelle des kleinen Zwiebelturms den allen Gaulauern bekannten stattlichen viereckigen Kirchturm mit seinem spitzen Abschluß und wuchtigen Unterbau. Die Älteste der beiden Glocken, die aus dem unruhigen Kriegsjahr 1474 stammt, trägt die Inschrift: "O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden! " Lorzendorf und Bischwitz (Kreis Strehlen) gehörten zur Kirchengemeinde Gaulau.

In das bäuerliche Kirchspiel Weigwitz waren die Orte Kleinöls, Kauern, Höckricht, Gusten, Krausenau, Chursangwitz und Niehmen eingepfarrt. Die stilvolle, wuchtig gebaute Kirche ("Christuskirche") wurde 1858 mit ihrem auf breiter viereckiger Turmgrundlage ruhenden schönen großen Turmhelm erbaut. Bereits Mitte des 13. Jh. war eine alte Kirche erwähnt. Die Kirche besaß wertvolle schöne Abendmahlsgeräte.

Wüstebriese war mit 65 Einwohnern das kleinste Kirchdorf im Kirchenkreis. Zum Kirchspiel gehörten stattliche Dörfer wie Runzen, Thomaskirch, Sitzmannsdorf, Weisdorf, Polwitz, Dremling, Bulchau und Kresseheim (früher Niefnig) mit zusammen über 1500 Seelen. Wüstebriese war früher ein größerer Marktflecken. Die Bauern hatten ihrem früher "Schönbriese" heißenden Dorf wegen der mehrfachen Vernichtung des Ortes in den Hussitenkriegen (1420—1434) oder im Dreißigjährigen Krieg (1618—1648) den Namen "Wüstebriese" gegeben und im einen Kilometer entfernten Runzen angesiedelt. Kirche, Pfarrhaus und Schule blieben aber in Wüstebriese. In der Kirche, die Anfang des 13. Jh. erbaut und 1879 erweitert worden war, hatte jedes Dorf seine eigenen Bankreihen. Ein Schmuck der Kirche war der geschnitzte Barockaltar.

Groß Peiskerau mit 14 eingepfarrten Dörfern besaß eine der schönsten Kirchen im Kreise Ohlau. Um 1243 auf dem kleinen Kirchhügel erbaut und der Hl. Hedwig geweiht, erhielt sie 1581 den Turm und mußte 1819 erweitert werden. Mit dem Umbau 1819 gingen wertvolle Holzfiguren und der Altar verloren, jedoch die Sakristei mit ihrem Tonnengewölbe und dem Fenster im romanischen Stil wich nicht dem damals einziehenden Barock und klassizistischen Stil.

Die Fachwerkkirche in Marschwitz, die 1335 erstmals erwähnt ist, war von vielen hohen Bäumen umgeben. Der breite viereckige Turm besitzt einen sechseckigen "Durchsichtig" mit spitz zulaufendem Helm. Der schöne Altar hatte Säulen mit feingeschnitzten Kapitellen und Stufenwerk darüber. Über dem Altartisch schaute die stattliche und reich gezierte Kanzel heraus. Zur Kirchengemeinde zählten Leisewitz, Mellenau, Peltschütz, Seiffersdorf, Würben und Zottwitz.

1826 wurde die Kirche in Göllnerhain (früher Goy) erbaut .Der Ort liegt an den Hängen der höchsten Erhebung im Kreise Ohlau, nämlich der Göllnerhainer Berge. Der klassizistisch anmutende, schlichte und vornehme Kirchenraum war für die nur 300 Seelen zählende Gemeinde doch um einiges zu groß. Der an der Ostseite in den Giebel hineingesetzte Turm mit flachem Dach trug drei Glocken.

Schon 1362 ist Zedlitz als Kirchort benannt. 1651 wurde die sieben Jahre zuvor abgebrannte Kirche neu erbaut. 1695 wurde auch die Zedlitzer Kirche für die Evangelischen geschlossen und es sollte katholischer Gottesdienst eingerichtet werden. Aber es blieb bei zwei Versuchen, den vorgesehenen katholischen Pfarrer aus Ohlau einzuführen, denn vor allem die evangelischen Frauen, aber auch die Männer, verhinderten den Einzug. Als der Pfarrer einmal an den Kiefernbergen handgreiflich zur Umkehr gezwungen wurde, weigerte er sich, den Posten anzutreten. 1829 wurde der hohe spitze Turm an den Fachwerkteil der Kirche angebaut. Als besonderes Schmuckstück befand sich in der Kirche ein wertvoller alter Beichtstuhl. Zur Kirchengemeinde zählten Sackerau, Märzdorf, Jungwitz und Kottwitz (Kreis Breslau).

Zum Schluß kommen wir zur Pfarrkirche St. Blasius und Speratus in Ohlau. Zusammen mit den eingepfarrten Dörfern Neubergel, Neuottag, Altbergel-Altottag, Jätzdorf, Giesdorf, Odersteine, Thiergarten und Eisfeld (fr. Stannowitz) gehörten zur Kirchengemeinde rd. 7200 Seelen. Eine Kirche wurde in Ohlau schon 1201 erwähnt. In der Südwestecke des Ringes stand in ältesten Zeiten ein Schifferkirchel, die Grundlage des frühgotischen Chorraums der späteren großen Kirche. 1587/89 entstand im Anschluß an den Chorraum das Langhaus (dreischiffige, fünfjochige Hallenkirche mit Rundbogen). Im 30jährigen Krieg brannte mit der gesamten Stadt auch die Kirche ab (1634), erst 1691/92 war der Turm wieder errichtet. Der mit drei Turmzwiebeln und zwei Säulenstellungen dazwischen gezierte Turm wurde 1881 durch eine Windhose heruntergeworfen. 1886 war der Turm, jedoch im Stil der norddeutschen Backsteingotik mit spitzem steilem Helm, wieder aufgebaut (Höhe 62 m). Im Turm hängen drei Glocken; deren größte und zugleich älteste wurde 1679 in Breslau gegossen. Den Altar schmückte ein von König Friedrich Wilhelm IV. geschenktes Gemälde von Christus am Kreuz. Die Orgel wurde 1888 vom Schweidnitzer Orgelbaumeister Schlag erbaut. Von 1534 bis Januar 1945 diente die Kirche dem evangelischen Gottesdienst, abgesehen von den Jahren 1699—1707.

Schließen möchte ich diese Ausführungen mit einem Wort des letzten Superintendenten von Ohlau, Karl Buschbeck:

"Laßt uns das Recht auf die Heimat niemals preisgeben und doch dabei nie vergessen, daß ein Anderer die Geschichte macht, daß sein Reich das letzte Ziel aller geschichtlichen Entwicklung bleibt, und daß wir, ob wir uns auch in Sehnsucht nach der verlorenen Heimat verzehren müssen, eine unzerstörbare Heimat hier und dort ewig besitzen dürfen, von der alle Erdenheimat nur ein Schatten ist."


Der KIRCHENKREIS OHLAU im Jahre 1975

Heimatblatt, Oktober 1976 (Autor nicht angegeben)

Die Kreisstadt Ohlau liegt an Oder und Ohle in der Mittelschlesischen Ackerebene, knapp 30 km südöstlich von Breslau. Die 86 politischen Gemeinden des Landkreises Ohlau hatten bei einer Gesamtfläche von 559 qkm im Jahre 1939 rund 53000 Einwohner; davon wohnten etwa 13000 in der Stadt Ohlau. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung waren evangelisch. Innerhalb des Landkreises Ohlau, dessen Grenzen mit denen des Kirchenkreises Ohlau nicht voll übereinstimmten, gab es 17 evangelische Kirchengemeinden. Die 18 Gemeinde des Kirchenkreises Ohlau —Wansen — lag im Kreise Strehlen.

Ohlau —oder, wie es vor 800 Jahren genannt wurde, Olewa oder Olawa — wurde erstmals in einer Urkunde vom 22. Juni 1149 erwähnt. Der Ort, der bereits weit vor dem Jahre 1000 bestanden haben mag, war damals ein kleines Fischerdörfchen Aus dem Jahre 1200 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrkirche in Ohlau. Zwischen 1201 und 1217 wird Ohlau Stadtrechte erhalten haben. Dreimal im Laufe seiner bekannten Geschichte wurde Ohlau vernichtet: 1241 durch die Mongolen, 1428 in den Hussitenkriegen und 1634 im Dreißigjährigen Kriege. Aber jedesmal wuchs es wieder aus den Ruinen auf.

1946 wurden auch die Bewohner Ohlaus und der Dörfer des Kreises, soweit sie nicht geflohen oder nach Kriegsende wieder zurückgekehrt waren, von den Polen aus ihrer Heimat vertrieben. Sie wurden in Richtung, Westen abtransportiert, wo vor 600 bis 700 Jahren ihre landsuchenden Vorfahren — dem Rufe der Piastenherzöge folgend — hergekommen waren. Die Vertreibung der Bevölkerung, war auch das Ende der Reformation: Der über 400 Jahre alte evangelische Glaube wurde so gut wie ausgelöscht. Als einzige evangelische Kirche im Kreise Ohlau hielt sich etwa 1970 die altlutherische Kirche in Ohlau. Solange jedenfalls wurden dort noch polnisch-evangelische Gottesdienste abgehalten. Jetzt wird diese Kirche ebenso wie alle anderen noch vorhandenen früheren evangelischen Kirchen für polnische katholische Gottesdienste benutzt.

Wann wurden die evangelischen Gotteshäuser erbaut?

Die älteste Kirche, wohl vor 1200 erbaut, steht in Heidau. Im 13. Jahrhundert wurden die Kirchen in Ohlau, Groß Peiskerau und Wüstebriese, im 14. Jahrhundert die Gotteshäuser in Frauenhain, Marschwitz, Mechwitz, Rosenhain und Gaulau errichtet. In die genannten Kirchen zog 1534 der neue lutherische Glaube ein. Nach dem Dreißigjährigen Krieg baute man im 17. Jahrhundert evangelische Kirchen in Markstädt, Zedlitz und Hünern. Es folgten die Kirchen in Peisterwitz (1778), Göllnerhain (1826), Weigwitz (1858), Minken (1870), Rattwitz und Wansen (1894).

Was ist aus diesen Kirchen geworden?

Die Kirchen in Rattwitz, Markstädt, Minken, Peisterwitz, Ohlau, Rosenhain, Frauenhain und Groß Peiskerau blieben durch die Kampfhandlungen Ende Januar 1945 gänzlich oder fast undbeschädigt. Von der Kirche in Markstädt, dem früheren Laskowitz, wurde nach 1971 das Dach erneuert und flacher gedeckt; der Turm erhielt ein Kupferdach. Auf dem Friedhof an der Rosenhainer Kirche sowie an der Kirche in Ohlau sind noch heute alte Gräber und Epitaphien mit deutschen Aufschriften vorhanden; das gleiche gilt für die Kirche in Weigwitz.

Das Turmdach der Frauenhainer Kirche hat inzwischen Schaden genommen. Es wurde mit Blech, das zu rosten beginnt, neu gedeckt. Die Seitenchöre und die mittlere Bankreihe sind entfernt worden. Der Altar stammt aus der katholischen Kirche eines Nachbarortes.

Die Orgel der Kirche in Groß Peiskerau wurde bei der Besetzung durch die Russen zerstört. Die Kirche wurde außen neu verputzt.

Durch die Kämpfe 1945 erlitten die Gotteshäuser in Heidau, Hünern, Mechwitz, Wansen, Gaulau, Weigwitz, Wüstebriese, Marschwitz, Göllnerhain und Zedlitz Schaden. Weigwitz zerfiel, wurde aber inzwischen durch einen massiven Neubau ersetzt.

Die Kirche in Hünern hatte durch die Straßenkämpfe stark gelitten. Die Holzteile wurden von den Polen verbrannt. 1956 war die Kirche restlos verschwunden.

Der Turmhelm der Mechwitzer Kirche war durch Beschuß beschädigt worden. Da nach der Vertreibung der Deutschen im Sommer 1946 nichts mehr an der Kirche getan wurde, verfiel sie. Heite stehen noch die Mauern des Turmes. Die Seitenmaurern des Kirchenschiffes sind nur noch teilweise vorhanden.

Als die Bewohner von Wansen im Juni 1945 in ihren Heimatort zurückkehrten, reparierten sie das beschädigte Dach der evangelischen Kirche und setzen die Fenster instand. Der beschädigte Turm konnte wegen fehlenden Materials nicht ausgebessert, die Orgel mußte durch ein Harmonium ersetzt werden. Im August 1946 fand der letzte deutsche Gottesdienst statt; dann wurden die Gemeindeglieder aus ihrer Heimat vertrieben. Die Kirche zerfiel nun und wurde im Januar 1956 abgerissen. Die Steine sind angeblich beim Aufbau von Warschau verwendet worden.

Die Kriegsschäden an der Kirche von Gaulau waren unbedeutend. Etwa 1960 schlug ein Blitz in die Kirche ein. Der Schaden wurde nicht ausgebessert und die Kirche als Leichenhalle benutzt. Eine Glocke blieb erhalten. 1975 begannen die Renovierungsarbeiten. Dabei hat der Turm ein neues Dach erhalten.

1945 traf eine Granate den Kirchturm in Weigwitz und riß ein Loch. Die Schäden wurden im Sommer 1945 von den zurückgekehrten Einwohnern ausgebessert und das Gotteshaus bis zur Vertreibung 1946 als evangelisches Gotteshaus benutzt. Für die nächsten Jahre ist angeblich eine Renovierung beabsichtigt.


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