Raeren - Cathalogus parochianus

Raerener Cathalogus parochianus (ca 1693)

VORWORT von Marie-Luise Carl

Cathalogus

ad Dignoscendos
Parochianos in
Rharen et
Neudorf cujus
conditionis fuit et#
sub Pastore

Momber
#####

Mit diesen Worten beginnt das Einwohnerverzeichnis der Orte Raeren und Neudorf. Er ist also nicht datiert, lässt sich aber auf Grund diverser Anhaltspunkte auf das Entstehungsjahr 1693 festlegen.

Raeren und Neudorf gehörten ursprünglich dem Zuständigkeitsbereich der Pfarrkirche Walhorn an. Bereits seit 1633 durfte der Kaplan von Titfeld (Raeren) in seiner Kirche taufen und auf dem Raerener Friedhof beerdigen. 1648 erteilt der "Pastor der Kirche zu Titfeld" einem seiner Pfarrkinder Dispens zur Heirat in Aachen, St. Peter. Die gleiche Urkunde spricht von der "Pfarre" Titfeld. Spätestens seit dem 9. Oktober 1670 (MDCLXX 9 octobris) mit dem Amtsantritt des Pastor Johannes Meyer als "Pastor zu Rahren und Neudorf" ist Raeren als eigenständige Pfarre sicher belegt.

Auf Johannes Meyer folgte als Pfarrer Johannes Grass aus Luxemburg. Wann genau der Wechsel erfolgte, ist nicht bekannt, doch erscheint erstmals "Joes grachs pastor ibidem" am 13 Februar 1778 als Pate. Johannes Grass starb am 10. Februar 1692. Sein Tod wird von seinem Amtsnachfolger Peter Jakob Großmeyer auf pag. 113 des Raerener Sterbebuches nachgetragen. Der erste Eintrag vom 3. Juni 1693 im Taufbuch, vorgenommen von Pfarrer Großmeyer, zeigt die gleiche sorgfältige Handschrift, genau wie die ersten Zeilen des "Cathalogus". Danach wird, ebenfalls entsprechend den Kirchenbüchern, die Handschrift eiliger und erscheint nicht mehr zelebriert. Zu bemerken ist auch, dass bereits zu Beginn der Amtszeit des Pfarrers Großmeyer auch der "Pater Cornelius Momber" Einträge in den Kirchenbüchern vornimmt. Auch seine Handschrift ist im Cathalogus zu finden. Aegidius Momber, der 1698 seine Kaplanstelle in Eynatten zugunsten der Pfarrstelle in Raeren verlässt, könnte mit diesem Cornelius Momber identisch sein (bisher nicht geklärt).

Für die Zeit vor dem Amtsantritt des Pfarrer Großmeyer existieren keine Heiratsbücher von Raeren. Die Tauf- und Sterbebücher scheinen große Lücken aufzuweisen, denn für viele im Cathalogus genannte Pfarrkinder gibt es keine Taufnachweise obwohl belegt ist, dass die Familien schon lange ortsansässig waren. Es ist nicht auszuschließen, dass Taufen partiell anderenorts stattfanden, die große Anzahl fehlender Belege wird dadurch jedoch nicht zu erklären sein.

Der Cathalogus wurde also 1693 von Pfarrer Großmeyer angelegt und vermutlich innerhalb weniger Monate fertiggestellt. Er scheint ein Dokument seiner Absicht zu sein, von nun an eine gut nachvollziehbare "Buchführung" für seine Pfarre zu erstellen und sich dafür eine solide Basis eben in Form dieses Einwohnerverzeichnisses zu schaffen. Der Cathalogus stellt dabei jedoch keine Momentaufnahme dar. Es wurde mit ihm gearbeitet und zwar unterschiedlich sorgfältig und über viele Jahre hinweg, wie Nachträge von Taufen oder Heiratsvermerke und viele Doppeltnennungen ohne entsprechende Streichungen belegen. Dabei sind auch die Altersangaben manchmal irritierend (da nicht alle aus 1693) und lassen nicht gleich erkennen, dass es sich um Personengleichheit handelt.

Für verschiedene Personen lassen sich zwar im rechnerisch passenden Jahr keine Taufen finden, dafür scheinen aber Taufen, die ca. 2 Jahre eher statt fanden, zur Person zu passen. [vergl. Kommentare Haus 61]

Außerdem muss man sich mit der unerfreulichen Tatsache auseinandersetzen, dass eifrige "Forscher" ihre (neuzeitlichen) Notizen in den Cathalogus eingebracht haben und damit zusätzlich für Irritationen sorgen, vor allem bei der Betrachtung von Fotokopien oder (wie hier) scans der Verfilmung. Zumeist sind diese unprofessionellen Bearbeitungen eifriger Hobbyforscher jedoch gut erkennbar an den blassen Schriften (Bleistift oder Buntstift). Die Durchnummerierung der einzelnen Häuser stammt ebenfalls von solcher Hand und wurde trotz aller Skrupel hier zur besseren Orientierung zunächst übernommen, soll jedoch demnächst durch Paginierungsangaben ergänzt werden.

Die bisher veröffentlichten Bearbeitungen des Cathalogus

  1. in den "Mitteilungen" aus dem Nachlaß Johann Wilhelm von Schwartzenberg
    und
  2. Ralph Mennicken,
    Pfarrer Großmeyer und die Raerener
    - Soziale Strukturen eines rheinisch-maasländischen Töpferdorfes am Ende des 17. Jahrhunderts,
    (aus der Reihe: Materialien zur Raerener Töpferei) Raeren 2000.
gehen auf diese Problematik im ersten Fall so gut wie gar nicht, im zweiten Fall nur unzureichend ein.

Im Falle der wirklich ausgezeichneten Bearbeitung durch Ralph Mennicken mag dies vor allem daran gelegen haben, dass der Schwerpunkt seiner Arbeit die statistische Erfassung der sozialen Strukturen der Orte Raeren und Neudorf in Bezug auf den Zustand des Töpfereigewerbes zum Ende des 17. Jahrhunderts war, aber nicht, wie hier angestrebt, eine möglichst genaue Erfassung der einzelnen Familien aus genealogischer Sicht im Abgleich mit den Kirchenbuchdaten unter Hinzuziehung weiterer Quellentexte.

Für eine solche Bearbeitung ist es nötig, jeden Eintrag getrennt zu betrachten und zu kommentieren. Dies soll hier erstmals in einer Online-Version geschehen. Ein (geplantes) alphabetisches Verzeichnis aller vorkommenden Personen mit zugeordneter Pagina bzw. Haus-Nummer soll das Auffinden der eigenen Ahnen erleichtern.

Es handelt sich hier nicht um eine abgeschlossene Arbeit, sondern vielmehr um ein ständig zu verbesserndes und in seiner Plausibilität zu verdichtendes Projekt im Aufbau. Dabei wird jede kritisch-konstruktive Mitarbeit gebraucht, gewünscht und willkommen geheißen.

Nachwort von Jochem Heicke

Im Jahre 1992 fand ich im Internet die Seiten von Chris Lintzen †2004, der nicht nur mir, sondern auch vielen anderen bei der Suche geholfen hat. Ohne seine damals veröffentlichten Daten hätte ich mich nicht an das Projekt heranwagen können. Es handelte sich damals nur um eine erste Fassung, die sich allerdings über all die Jahre als erstaunlich fehlerfrei erwies. Die Daten waren ja seinerzeit keineswegs vollständig und anhand der Originalkopien konnte bis heute noch so einiges ergänzt und gelegentlich korrigiert werden.

Beim Vergleich mit der von der WGfF posthum veröffentlichten Zusammenstellung des Raerener Einwohnerverzeichnisses durch Joh. Wilhelm von Schwartzenberg, den ich mit meiner Großmutter als Kind wohl noch besucht hatte, ergaben sich etliche Fragen, die erst durch Abgleich mit dem ursprünglichen Text offensichtlich wurden. Leider hatte auch bei dieser WGfF Veröffentlichung der Druckfehlerteufel verstärkt zugeschlagen.

Besonders die Datierung auf 1693 passte immer wieder nicht mit den Taufen überein. Eine spätere Hand ergänzte die Vorbemerkung von Großmeyers Nachfolger mit dem Hinweis, daß 1686 wahrscheinlich das Entstehungsjahr sei.

Es scheint tatsächlich so zu sein, daß bereits 1686 mit der Erfassung begonnen wurde und Großmeyer diese Daten kannte. Die vereinzelt auftauchenden nicht plausiblen Altersangaben sind für mich nicht anders erklärbar, ebenso scheinen die von späterer Hand vermuteten Schreibfehler eher Lesefehler gewesen zu sein. Durch die nach 1693 erfolgten Korrekturen und Beifügungen, die durch intensives Studium offensichtlich wurden ergab sich der Wunsch zu einer kompletten Neubearbeitung.

Eine saubere eindeutige Handschrift Pfarrer Großmeyers, die uns durch die spätere Erstellung eines Verzeichnisses in Gemmenich vorliegt, hat mich veranlasst darüber nachzudenken, ob nicht eventuell seine Schwester teilweise die Einträge vorgenommen hat.

Allgemeiner Hinweis

Dies wird sicher noch über Jahre eine "Baustelle" bleiben, besonders was die Technologie betrifft, die zur Darstellung der Daten eingesetzt wird.

Jeder Hinweis auf andere Seiten zu diesem Thema und auch Kommentare zu den einzelnen Familien sind willkommen.

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